Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 157

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Länderkundliche Darstellungen, 8. Alfred Kirchhofs, Stadt mit ehrwürdigen, hochragenden Gotteshäusern erinnert an eine große Vergangenheit. Regensburg und Augsburg erzählen schon durch ihren Namensklang, wie hier der Germane einst römische Städte nach seiner Weise ausbaute. Die Blüte von Augsburg und dem münstergekrönten Ulm wurzelte in der vormaligen Bedeutung der süddeutschen Donauhoch- fläche sür den Handel zwischen den Mittelmeerhäfen und dem viel früher als Ostdeutschland kulturmächtigen rheinischen Westen. Augsburg verrät durch den modernen Aufschwung seiner Webeindustrie den regeren Sinn für gewerblichen Fortschritt, der die Schwaben vom Lech westwärts überhaupt vor den behäbigeren Bayern auszeichnet. Über alle Städte des Alpen- vorlandes aber kam München empor, dieses glänzende Zyklopenauge auf der breiten Stirnfläche unseres Südens, das lebensvolle Verkehrszentrum dieser Ebene, die stets berufen war, zwischen Nord und Süd, Ost und West, zu vermitteln, der große Getreidemarkt für die getreidearmen Alpengaue, die erste Bierbraustadt der Welt. Bloß das Donautal über Passau hinaus verbindet die süddeutsche Hochfläche mit Österreich, eine Vielzahl bequemer Talwege hingegen, die durch den Jura führen, verklammern mit dem übrigen Deutschland. Sie führen uns ins südwestdeutsche Becken, ganz eingesponnen ins süddeutsche Rheinsystem, mit dem Rheinstrom von Basel bis Mainz in seiner tiefsten Rinne. Im Maingebiet wohnen die nach ihm benannten sö. Franken. Sie haben auf dem mageren Keupersandboden inmitten des Regnitzlandes unter dem Schutz der noch heute die Stadt auf steilem Felsen überragen- den, alten Kaiserburg ihr Nürnberg gegründet, die einzige Stadt des Reichs, die durch das erfindungsreiche Schaffen ihrer Bürger die Blüte seiner mannigfachen, durchaus nicht bodenständigen Gewerbe seit dem Mittel- alter bis zur Gegenwart bewahrt hat. Sonst ist der Mainfranke werk- tätiger im Anbau seines fruchtbaren Triasbodens. In der Bamberger Gegend bis gegen Schweinfurt hin bilden Hopfenberge eine Landschafts- zierde, im wärmeren Unterland, so tfm die alte Bischofsstadt Würzburg, Weinberge. Im lieblichen Neckarland haben die Nachkommen schwäbischer Juthungen ihre Heiiuat zu einer Stätte harmonischer Durchdringung von Anbau und Gewerbefleiß umgeschaffen. Der Ackersegen der Felder, der glänzende Obst- und Weinertrag der Bodenabstufung bis zu den Tal- sohlen des Neckargeflechts ist es nicht allein, was die Menschenfülle des Ländchens ernährt; überall sehen wir das starke Flußgefälle zu industriellen Anlagen verwertet und die Steinkohlen vom norddeutschen Rheinland auf Schienen- wie Wasserweg heranfahren zum maschinellen Großbetrieb. Mehr gesondert nach den Bodenformen erweist sich Anbau und Ge-

2. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 160

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
160 Ii. Erdkundliches Lesebuch. der Fall ist vom Thüringer Wald bis in die Waldgründe der Sudeten. Die Regel, daß die Volkszahl nach den höheren Gebirgsstufen sich mindert, ist durch den Bienenfleiß und die mit Kunstsinn gepaarte, hochgradige Ge- schicklichkeit dieser Gebirgsbewohner mehrfach ins Gegenteil verkehrt worden. So leben die Erzgebirgler auf der fast keine Feldfrucht neben der Kartoffel tragenden Kammhöhe ihres Gebirges in dichteren Scharen, volk- reicheren Dörfern als unten die Bauern auf dem fruchtbaren Löß des ebenen Vorlandes an der Pleiße, Mulde und Elbe. Ihre Vorfahren kamen als Bergleute auf die luftigen Höhen; als dann die Erzschätze allzubald versiegten, blieben die Nachgeboreneu mit leidenschaftlicher Heimatsliebe auf der armen Gneisscholle, suchten und fanden Verdienst durch Schnitzerei, Tischlerei, Spitzenklöppeln und Feinstickerei, so daß sie mit fast chinesischer Anspruchslosigkeit bei Kartosfelkost und Blümchenkaffee ein zahlreiches, auskömmlich lebendes, fangeslustig sröhliches Völkchen wurden. Großartiger freilich offenbart uns zu gnterletzt das Norddeutsche Tief- land den Sieg unserer Nation über eine von Haus aus kargende Natur. Wie hat es der Deutsche verstanden, selbst dem dürftigsten Diluvialsand in steigenden Mengen Nahrungsmittel abzugewinnen, sogar in den Mooren sich ein sauber wohnliches Obdach, ja Wohlstand zu schassen. Eben bei der harten Arbeit, die sich Jahr um Jahr erneuert, wenn hier der Landmann sich und den Seinen das Dasein fristen will, ist der harte Menschenschlag groß geworden, der in Treue und Tüchtigkeit, Ausdauer und Kraft den Kern des Preußischen Staates ausgestalten, mithin die Grundlage unseres Reiches legen half. Die Wegsamkeit der Ebene schon als solcher, die Schiffbarkeit ihrer Ströme, die Zwischenlage zwischen den Gebirgen mit ihren der Niederung versagten Kohlen und Metallen auf der eiuen, den? Meer auf der andern Seite erzeugte eine Entfaltung von Handel und In- dustrie, die im Zeitalter des Dampfer- und Eisenbahnverkehrs eine vor- dem ungeahnte Höhe erklomm. „Arbeit schafft Wohlstand und Macht", das lehrt uns das Emporkommen gerade dieses Nordens unseres Vater- landes aus den früheren ärmlichen Zuständen besonders vernehmlich. Dem Wirtschastsfortfchritt dieses Raumes vor allem, gar nicht bloß der politischen Vorrangstellung Preußens ist es beizumessen, daß das Schwergewicht des neudeutschen Reiches im Nordosten liegt. Bis tief ins Mittelalter konzen- trierte sich das geistige Leben, das Aufblühen größerer Gemeinwesen Haupt- sächlich auf den Südwesten Deutschlands. Nunmehr ist die Pflege von Kunst und Wissenschaft bis in unsere östlichsten Grenzmarken vorgedrungen, und große wie mittlere Städte sind über unser ganzes Tiefland verteilt. Sie ordnen sich namentlich in drei Reihen. Eine verfolgen wir von

3. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 174

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
174 Der Osten . . Der Westen. . Die Mitte . . Der Norden . | Einwohner auf ; qkm 11 ({Ii m .! 379,5 . | 406,4 . 1 644,1 . ' 195,7 Wald qkm 158,5 208,7 100,4 58,4 Acker qkm I % Reinertrag Mk. pro ha 42 152,9 40,3 ca. 9( 3-20) 51 142,1 35 „ 7( 3-12) 15 428,8 65 „25(10-40) 30 109,9 56 „19(10-30) 57 70 122 188 Waldige Gebirge rahmen den fruchtbaren Kern der Grafschaft ein, der von ihnen Schntz gegen Wetter, Wind und Widersacher, dazu arbeits- kräftige Gewässer, Bausteine und Holz empfängt, neuerdings auch eine Steigerung des eigenen Lebens durch den Zustrom der Sommergäste aus den Städten des Flachlandes, die von heilkräftigen oder erfrischenden Quellen, von der würzigen Waldlnst des Berglandes, vom rüstigen Wan- dern auf seinen aussichtsreichen Höhen und durch seine schattigen Täler eine Aufmunterung ihrer Lebenskraft erwarten. An der Ostseite des Länd- chens ragt, seine Gesamtheit beherrschend, die Masse des Schneeberges allein über die Waldgrenze empor. Die Schweizerei (1224 m), deren Weide- gründe die schon der Verkümmerung nahe, lockere oberste Waldregion lichten, die höchste Siedelung des Ländchens, ist das Ziel einer der Straßen, die den weiten Forstbesitz des Prinzen Friedrich Heinrich durchflechten und er- schließen; sie ist der Nastort der Bergwanderer, die nun von dem stolzen Turm die früher nur stückweise vom Rande des flachgewölbten Bergscheitels ge- meßbare Rundsicht mit einem einzigen, weitgreifenden Umblick erfassen. Ch° erreicht erst in beträchtlicher Ferne am Anstritt der Täler aus den Bergen dörfliche Siedelungen. Denn das Gebirge umfängt ein tief bis an seinen Rand herabreichendes Waldkleid, der stolze Besitz weniger großer Grundherrschaften (Gras Althann-Mittelwalde, Prinz Friedrich Heinrich Schnallenstein und Seitenbcrg, Graf Magnis-Kieslingswalde), die mit ein paar kleinen Bauernwaldungen eine geschlossene Forstfläche von nahezu drei Ouadratmeilen allein ans dein preußischen Abhänge des Gebirges bilden. Der wohlgepflegte Wald beherrscht so das wirtschaftliche Leben diefes Berglandes; er dringt hier und da selbst erobernd gegen den Bereich früherer Rodungen vor, wenn ein Grundherr seinen Besitz abrundet durch gelegentlich sich bietende Erwerbungen kleiner Felder, Wiesen und Häuschen, die in den Wald eingreifen oder ihm näher kommen, als den Forstleuten ge- nehm ist. Waldarbeit beschäftigt auch eine Menge Kräfte in den Dörfern, die längs der Bäche eine Strecke in das Gebirge hineindringen. Erst neuerdings stellt der Fremdenverkehr diese von Hans aus armen Dörfer teilweise freier auf eigene Füße. Das gilt am vollsten von Wölfelsgrund.

4. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 177

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Länderkundliche Darstellungen. 10. Joseph partsch. 177 Gebäude, die im Kreise Neurode 62 %, im Kreise Glatz noch 46 °/o be- trug, sinkt hier aus 36 %, die der Holzbauten (Neurode 34, Glatz 51) steigt aus 60! Und die Holzdächer weisen in den drei Kreisen die noch steilere Stufenleiter der Verhältniszahlen 16, 47, 81 auf. Neben der Verwertung aller Arten von Bauholz sind gerade in diesem Teile der Grasschast, zumal im Erlitztale, mit Industriebetrieben Versuche gemacht worden. Die jüngste Zeit hat ihnen eine liebevoll eingehende Darstellung gebracht. Sie zeigt, welch schweren Stand die ungünstige Verkehrslage und die Schwäche der unsteten Wasserkräfte der Industrie dieses Gebirges bereiten. An Unternehmungsgeist, Fleiß und Beharrlichkeit hat es weder den Holzstossmühlen, noch der Fabrikation von Holzstisten, Zündhölzern gesehlt. Aber die Zündholzindustrie hat, seit der Übergang zu der Her- stellung schwedischer Zündhölzchen die Zusuhr russischen Espenholzes for- dert, den Vorzug der Bodenständigkeit verloren und vermag den Vor- teilen anderer Produktionsgebiete nur die billige Arbeitskraft gegenüberzu- stellen. Namentlich aber stützt sich aus diese weitgehende Genügsamkeit der im langen Winter nach noch so karg gelohnter Arbeit greifenden Berg- bewohner die Hausindustrie der Schachtelmacherei, die im Kreise Habel- schwerdt, zumal dem Erlitztal, an 2800 Hände beschäftigt. Das Ackerland nimmt wohl im Lewiner Ländchen die Hälfte, sonst aber kaum ein Drittel der Landobersläche in Anspruch. Zu der unwirt- lichen Höhenlage gesellt sich hier, soweit der Quadersandstein reicht, die Armut des Bodens und, wo der Sandstein sehlt und die Feldspatgesteine des Urgebirges eine bessere Krume versprechen, an den steilen Lehnen bei Spätenwalde und Voigtsdors, die Geißel der Wildwasser. Die Dörfer sind im allgemeinen klein (meist nur 150 bis 160 Einwohner), im Gebirge baudenartig aufgelöst in zerstreute Häuser, die ihr Wiesenland düngen und bewässern. Diese aufgelockerten Siedelungen gehen erstaunlich hoch. Grundwald (780—960 m) gilt als das höchste Dorf des preußischen Staates Nur im Lewiner Ländchen und im Tale der Reinerzer Weistritz trifft man neben ihren kleinen Städten von 1400 und 3000 Einwohnern noch je ein großes Dorf: Tscherbenei (2930) und Rückers (2080), — bäuerliche Ge- meinwesen lang im Tal hingestreckt, aber auch eifrig in der Verarbeitung des Holzes und der Bausteine der nahen Berge. Außer ihnen zählt hier im Westen nur noch ein Dorf mehr als 1000 Einwohner, Friedersdorf auf der entholzten Plänerplatte, über welche die waldumkränzten Felsen der Heu- scheuer herausragen, — ein Bauerndorf in hoher Lage (550—650 m). südlichen Teile des Halbelschwerdter Gebirges walten Taldörser vor, lang dem Dorfbach ihre Häuser anreihend, oft anmutig eingebettet in eine Lampe, Erdkunde. Heft 4. i

5. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 180

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
180 Ii. Erdkundliches Lesebuch. Fremdenstrom ihre Flur berührt. Dieser das Gebirge suchende Verkehr mildert ein wenig den bedeutenden Abstand, der in den wirtschaftlichen Ver- Hältnissen die Bewohner der Berge von den weit günstiger gestellten Sie- delungen des Senkungsfeldes trennt. Nur ein Zug des Naturbildes verbindet beide Naturgebiete zu gleichem Verhängnis: die verheerende Kraft der gewöhnlich unscheinbaren, aber nach kräftigen Güssen furchtbar anschwellenden Gewässer. Wie der Fort- schritt der Besiedelung nach aufwärts sie bisweilen über die Höhengrenze natürlicher Lebensfähigkeit hinausgeführt hat, so sind nach einer Zeit, die hochwasserfreie, sichere Lagen für ihre Wohnplätze wählen konnte, spätere Geschlechter in notgedrungener Verwegenheit an die Bäche selbst herab- gestiegen und haben oft erst durch deren Einschränkung sich selbst die Grund- läge einer Heimstatt zu schaffen sich erkühnt. Aber schon die ursprüngliche Dorfanlage der mittelalterlichen deutschen Kolonisation hat ihre Häuser- zeilen derartig an den Dorfbächen aufgereiht, daß die Berührungsflächen des Hochwassers mit den Siedelungen um Vielfaches größer wurden, als es bei einer fester geschlossenen, rundlichen Dorsanlage hätte geschehen können. Diese starke Bebauung der Talsohlen beschränkt auch eins der Abwehrmittel, die Anlage von Staubecken zur Aufspeicherung des Hoch- wassers und planvoller Verwertung dieser Wasservorräte im Dienste der Industrie, noch bestimmter, als es die Natur allein tut, auf den Berg- rahmen der Grafschaft; selbst in ihm sind die dafür geeigneten Örtlichkeiten spärlich genug. Auch diese Aufgaben der Gegenwart lassen den Unterschied der wirt- schaftlichen Kraft des Gebirges und des tiefer liegenden mittleren Kernes der Grafschaft deutlich erkennen. Er wird großenteils gebildet durch Senkungsfelder. Ihr Vorteil gegenüber dem Bergrahmen ruht nicht allein in der geringeren Meereshöhe, der milderen Temperatur, den mäßigeren Niederschlägen, sondern mit dem bedeutenden Alter dieser klima- tischen Vorrechte steht auch eine günstigere Bodenbeschaffenheit in ursäch- licher Verbindung. Die abtragende Wirkung der Atmosphäre hat auf den Höhen des Bergkranzes die einst auch hier in weiter Ausdehnung entwickelte Kreideformation bald vollständig beseitigt, bald wenigstens so weit, daß ihre tonreicheren oberen Lagen verschwunden und hauptsächlich die Bänke des Quadersandsteins erhalten geblieben sind; dagegen hat die in tiefere Lage herabgesunkene Mitte der Grafschaft eine viel geringere Abfpülung erfahren; die dem Pflanzenleben reichere Nährstoffe bietende oberste (senone) Abteilung der Kreideformation, die sogenannten Schichten von Kieslingswalde, sind nicht nur bei diesem Dorfe, sondern auch sonst in

6. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 65

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
65 Hauptstätten der Arbeitsteilung und dadurch der Arbeitsbesserung, der Erfindungen. Steinkohlenreiche Striche werden große Städte erwachsen lassen; denn sie sind der natürliche Boden der die Menschheit am stärksten verdichtenden Maschinenindustrie; durch die Ausfuhr in kohlenleere Gegen- den verteuern sich die Kohlen zu sehr, namentlich bei Landtransport. Alle Siedlungsanlage und Stadtblüte uuterliegt geographischen Bedingungen, größtenteils auch die menschliche Gesundheit: Krankheiten wie Gelbes Fieber sind räumlich umgrenzt, folglich geographisch beeinflußt. Selbst der Be- stand der Staaten ist nur dann von Dauer, wenn sich das Staatsgebiet einem durch seine Natur einheitlichen Landraum anschmiegt; denn nur in einem solchen hängen die Bewohner, selbst bei ungleicher Abstammung, durch ähnliche Bedürfnisse und Bestrebungen näher zusammen und ver- langen deshalb naturgemäß nach einheitlichem, staatlichen Schutz; darum fallen so oft Länder, Nationen und Staatsgebiete räumlich miteinander zusammen, und deshalb neigen Staatengebilde, die aus verschiedengearteten Landräumen und uneinheitlichen Völkern durch geschichtliche Entwicklungen zusammengeschweißt sind, ungleich mehr zu Zerfall als die von Natur in sich zusammenhängenden. Dauernd ist das Leben der Menschheit an geographische Bedin- gungen geknüpft. Wir haben uns vor den schädlichen zu schirmen, sollen die segensreichen durch Umsicht und Tatkraft verwerten. In der Vervoll- kommnung dieser Doppelkunst wurzelt alle materielle Kultur, diese Er- nährerin auch der geistigen Entwicklung. § 17. Entwicklung des Welthandels. Der wechselseitige Verkehr unter den Völkern wird hauptsächlich Vorbe- dadurch hervorgerufen, daß ihre Länder gemäß ihrer veschiedenen Natur und sie selbst gemäß ihrer verschiedenen Betriebsamkeit ungleichartige Handel. Güter erzeugen, deren Austausch Sache des Handels ist. Der ruhige Verkehr unter den Menschen wäre aber unmöglich ohne den Frieden, der zunächst nirgends bestand, weil jeder in dem Fremden nur einen Feind sah; folglich setzt der Verkehr gleichwie die Vervollkommnung der Ver- kehrsmittel höhere Gesittung voraus. Deshalb ist das Bedürfnis zum Handel zu den verschiedenen Zeiten ungleich entwickelt gewesen, hat auch nicht die gleichen Waren betroffen. Der Wert des jährlichen Gesamt- Umsatzes im Welthandel wird jetzt auf 125 Millionen Mark geschätzt. Im Altertum beschränkte sich der lebhaftere Völkerverkehr wesent- Handel im lich auf die Länder um das Mittelmeer und auf Sw.-Asien. Zwei Altertum, Lampe, Erdkunde, Heft 4, k

7. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 68

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
68 I. Abriß der Allgemeirien «krdkunde. Nun erst konnte deutscher Kolonialerwerb mit Aussicht ans dauernden Er- folg geschehen, der deutsche Weltverkehr dem sranzösischen mindestens ebenbürtig werden. Umfangreiche Übertragungen von Kulturpflanzen und Haustieren fanden statt: Die Apfelsinen wurden im 16. Jahrhundert von den Portugiesen aus S.-China inü Mittelmeergebiet gebracht; die Kartoffel kam im 17. Jahrhundert nach Europa, wo die Provinz Brandenburg jetzt den eifrigsten Anbau auf Erden treibt. Mais und Kakao wurde aus Amerika, dafür aus Afrika Kaffee (Brasilien) und aus Europa Weizen (Nordamerika, Argentinien) dorthin verpflanzt. Das Schaf wurde in Australien heimisch, das Hausrind in den Steppen Südamerikas und den Prärien Nordamerikas. Das Dromedar ist durch die Araber im 7. Jahr- hundert nach Afrika gebracht. § 18. Der Handelsverkehr der Gegenwart. I. Die wichtigsten Verkehrsmittel. Verkehrs- Im 19. Jahrhundert haben die Verkehrsmittel ungeahnte Ver- mtttei' vollkommnung erfahren. Seit 18$0 breitete sich der Bau von Eisen- bahnen über alle Erdteile aus, seit 1838 durchfährt mau die Meere mit Dampfschiffen, seit 1840 eilen durch deu elektrischen Telegraphen die Gedanken der Menschen mit Blitzesschnelle über Land und Meer, und neuerdings verbindet drahtlose Funkentelegraphie Schiffe auf offenem Meer untereinander oder mit der Küste. Die ältesten Verkehrsmittel, menschliche Kraft (Trägerkarawanen in Afrika, chinesische Schubkarren) oder Tiere (Elefanten in Indien, das Pferd und Kamel in Jnnerasien und Afrika, das Rind in S.-Afrika, das Lama in S.-Amerika) sind noch immer in weiten Gebieten der Erde die einzig anwendbaren. Wo die Warenumsätze umfangreicher und der Wunsch nach Beschleunigung des Verkehrs dringend ist, werden sie mehr und mehr durch maschinelle Kräfte ersetzt, besonders durch den Dampf, zmu Teil auch durch Elektri- zität. Kraftfahrzeuge spielen bisher im Welthandel noch eine untergeord- nete Rolle; der Luftverkehr mittels lenkbarer Luftschiffe oder Flugmaschinen ist bisher noch Liebhaberei, Sport oder Mittel zur Kriegführung. Eisenbahnen. Eisenbahnen sind die schnellsten Beförderungsmittel für Personen und Güter; in je einer Stunde legen Personenzüge durchschnittlich 35 km zurück, Schnellzüge 45—70, Expreßzüge über 70 bis zu 100. Daher hat man in so volkreichen Räumen wie Europa und Vorderindien, aber auch in undicht bevölkerten, jedoch wirtschaftlich fo hoch entwickelten Ländern wie den Vereinigten Staaten neuerdings massenhaft Eisenbahnen gebaut.

8. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 69

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
§ 18. Der Handelsverkehr der Gegenwart. 69 China allein unter allen dicht bevölkerten und arbeitsamen Gebieten blieb bis vor kurzem ohne Eisenbahn wegen starrsinniger Abneigung der Chinesen gegen die fremde Erfindung. Die Eisenbahnen der ganzen Erde haben bis jetzt bereits eine Länge von rund 910 T. km erreicht, so daß man sie etwa 2 Dutzend mal um den Äquator legen könnte. Billiger freilich ist die Benutzung von Flüssen und Kanälen. Schiffe. Wo bei minderzähliger Bevölkerung Ströme mit geräumigen Dampfern befahren werden, genügen diese oft selbst für den Personen- und Post- verkehr. So ist die Wolga abwärts von Nischni Nowgorod ohne Eisen- bahn an ihren Ufern, streckenweise sogar der Mississippi abwärts von Saint Louis. Reichem Verkehrsleben freilich genügt das nicht. So zeigt der norddeutsche Rhein neben seinen zahlreichen und leistungsfähigen Per- sonen- und Schleppdampfern Eisenbahnen auf beiden Uferseiten. Der Handelsverkehr wird Wasserstraßen ihrer Billigkeit halber immer vor Eisenbahnen bevorzugen, wenn die Schiffe für den bestimmten Zweck rasch genug befördern und die Bahnen die Ware bis zur Unverkäuflichkeit ver- teuern würden. Schwere oder umfangreiche Waren verfolgen darum vor- zugsweise den Wasserweg. Rußland versendet sein Getreide weit mehr auf feinen Fluß- und Kanallinien als auf der Eisenbahn; das engmaschige Kanalnetz Englands dient vornehmlich der Steinkohlenverfrachtung; Holz wird, wenn irgend möglich, überall verflößt. Der eilige Reisende, die Post, leicht verderbliche Waren, überhaupt Güter von geringem Gewicht, mäßiger Ausdehnung, aber hohem Wert bevorzugen dagegen die rasche Eisenbahn; deshalb vermag in mancher Hinsicht die große transsibirische Bahn mit den Dampfern um Südasien herum zu wetteifern, und deshalb kann von vielen westdeutschen Jndustrieerzeugnissen Antwerpen, obwohl nur durch die Eisenbahn erreichbar, gegen Rotterdam bevorzugt werden, wohin doch der vortreffliche Rheinweg offensteht. Beim überseeischen Verkehr strebt Post- und Personenbeförderung auf die Häfen zu, die mög- lichst weit nach dem Meer hinaus liegen, um lange die Eisenbahn benutzen zu können; Frachten dagegen suchen die Häfen auf, die weit landeinwärts liegen, um die teuere Beförderung mit der Bahn abzukürzen. So werden Brindisi und Neapel von Personen und Post, Trieft und Genua von Last- gut bevorzugt; so kommt englische Kohle über Hamburg, aber die englische Post über Vlissingen. Ii. Binnenländischc Verkehrslinien. 1. Europa. Die längste Schnellverkehrsader durchzieht Europa in seiner Lage der Ver- Haupterstreckung von Sw. nach No. nahe seiner Mittellinie: Die

9. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 71

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
71 5. Großbritannien und Irland. Fast jeder dieser Staaten besitzt eine Eisenbahn-Gesamtlänge von mehr als dem halben Äquatorumsang; nur die Britischen Inseln füllen diese Halblänge nicht voll aus, Deutschland dagegen und nahezu auch Rußland (seinen asiatischen Anteil ausgeschlossen) nähern sich bereits sogar mit ihrer Eisenbahnlänge der anderthalbfachen Länge des Gleichers. Anders freilich ist die Gruppierung der Staaten, wenn man nicht an die absolute Schienenlänge, sondern an die rela- tive denkt, d.h. die Größe des Staatsgebiets in Rechnung zieht. An Dich- bahnen. tigkeit des Eisenbahnnetzes würde dann Belgien allen Ländern weit voran- stehen, an zweiter Stelle Großbritannien, an dritter Deutschland folgen, die Vereinigten Staaten Amerikas (S. 75) erst an neunter, und das euro- päische Rußland unter den europäischen Ländern erst an sechzehnter Stelle. Innerhalb Deutschlands hat natürlich Preußen die längsten Eisenbahnen, Bahnanschluß aber das Königreich Sachsen das dichteste Eisenbahnnetz. Es gibt inner- 3ummjferttel' halb des Deutschen Reichs kaum einen Punkt, den man von Berlin aus nicht binnen 24 Stunden erreichen könnte. Selbst die gewaltige Verkehrs- erschwerung im S., bewirkt durch die Alpen, ist für Deutschland durch den Eisenbahnbau überwunden' Es hat nicht nur in seinem O. durch den Tauern- oder Semmering-Tunnel leichten Anschluß an den ihm nächsten Mittelmeerhafen Trieft (auch durch die offene Mährische Pforte zwischen Sudeten und Karpaten), sondern es erreicht von der Rheingegend her durch den Gotthardtunncl über Mailand auch ebenso schnell Genua und von München her über den Brenner die italienischen Bahnen, die nach Brindisi oder Neapel führen. Die im W. durch Lostrennung Belgiens und der Niederlande Bahnanschluß Deutschland verloren gegangene Seeküste hat es gewissermaßen durch die 3uc Norb|ic. Schienenwege dieser beiden Nachbarreiche für seine Verkehrsbewegung wiedergewonnen. Belgien, durch keine Flußader mit Deutschland ver- bunden, steht nunmehr mittels seines äußerst dicht gefügten Bahnnetzes in so enger Fühlung mit Norddeutschland, daß Antwerpen die Dienste eines deutschen Ausfuhr- und Auswanderungshafens im fernen W. versieht. Vlis- fingen, der äußerste Wefthafen der Niederlande, wurde ein gesuchter deutscher Uberfahrtsort nach London; denn zur möglichst raschen Beförderung von Per- sonen wie Postsendungen muß man streben, sein Ziel möglichst geradlinig und dabei doch mit möglichst langer Benutzung der schnellen Eisenbahn zu erreichen. Eine große Erleichterung sür den wechselseitigen Verkehr zwischen Nordostsee- unserer Nordsee- und unserer Ostseeküste ist durch den 1895 eröffneten Innal Nordosts eck anal geschaffen. Er erspart die Umfahrung der Jütischen

10. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 72

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
72 I Zibritz der Allgemeinen Erdkunde. Halbinsel, wenn man von einer zur anderen unserer beiden Meeresküsten gelangen will, läßt die deutschen Ostseehäfen somit weit schneller als bisher vom Kanal und der Nordsee aus anfahren und gestattet in Kriegszeiten unserer Kriegsflotte freie Bewegung längs unserer ganzen Doppelküste, ohne daß dänische Sunde durchfahren werden müssen. 2. Asien. Vorderindien. Vorderindien allein hat durch die englische Regierung ein großes Eisenbahnsystem empfangen. Bombay als Hauptausfuhrhafen steht mit den beiden anderen wichtigsten Handelsplätzen Kalkutta und Madras in Schienenverbindung. Netzartig ziehen sich bereits gewaltig lange Schienen- wege über Dekan und Ceylon, dichter noch über das flache Hindostan, das nicht nur hierin der Po-Ebene Italiens ähnelt. Auch für die Heeres- bewegungen im Kriegsfall ist es wichtig, daß das ganze Indus- und Gangesgebiet von Eisenbahnen durchzogen wird bis zur Festung Peschawar am Fuß der Randgebirge von Afghanistan. ^Asien^ Außerdem hat nur noch das russische Asien mehrere wichtige Eisenbahnlinien aufzuweisen. Die Jsthmusbahn durch Trauskau- kasien über Tiflis nach Baku verknüpft die pontischen mit den kaspischen Schiffahrtslinien und findet ihre wichtige Fortsetzung in der trans- kaspischen Eisenbahn. Diese geht aus vom kaspischen Gestade schräg gegenüber von Baku, zieht genau in der Richtung des Kaukasuskammes am Fuß des nordpersischen Randgebirges nach So., biegt dann nach No. um, durchzieht die Merw-Oase, überschreitet den Amu, wendet sich von Buchara im Bogen ostwärts nach Samarkand und von dort mit einem No.-Zweig nach Taschkent, mit einem längeren O.-Zweig zwischen den Tienschan- ketten gegen den Nordfuß der Pamirplatte hin bis zum kleinen Orte Andidschan. Sie erschließt also Turan von der kaspischen Westseite her, wohin kein Flußtal leitet. Ein zweites Mal wird Turan noch unmittelbarer an das russische Eisenbahnnetz angeschlossen, indem von Taschkent eine vornehmlich militärischen Zwecken dienende Strecke, dem Sir folgend, um das N.-Ufer des Aralsees herum nach Orenburg geleitet ist. Bedeu- tungsvoller noch ist die transsibirische Eisenbahn, die das Eisenbahn- netz des europäischen Rußland durch Südsibirien an das ostasiatische an- schließt. Sie führt über Omsk und Jrkutsk nach der Mandschurei, durch- mißt sie gegen So. bis nach Wladiwostok und entsendet innerhalb der Mandschurei einen s. Zweig nach Port Arthur am Gelben Meer. Das ist die längste aller Eisenbahnen der Erde, eine ostfestliche Pazifiebahn, an die das nun endlich gleichfalls im Ausbau begriffene chinesische Eisenbahn- system anwächst. Die Fahrt von Petersburg nach Wladiwostok (10 200 km)
   bis 10 von 261 weiter»  »»
261 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 261 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 1
3 8
4 45
5 1
6 43
7 1
8 14
9 2
10 7
11 2
12 0
13 25
14 4
15 12
16 0
17 21
18 35
19 1
20 6
21 4
22 24
23 4
24 57
25 3
26 8
27 1
28 1
29 110
30 0
31 0
32 11
33 0
34 4
35 0
36 2
37 2
38 35
39 17
40 18
41 41
42 0
43 0
44 17
45 9
46 2
47 4
48 9
49 61

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 344
1 87
2 82
3 199
4 261
5 108
6 62
7 33
8 55
9 175
10 84
11 152
12 118
13 123
14 121
15 43
16 297
17 458
18 86
19 134
20 26
21 237
22 48
23 224
24 33
25 92
26 16
27 147
28 177
29 87
30 37
31 110
32 38
33 81
34 58
35 60
36 54
37 80
38 147
39 48
40 54
41 119
42 60
43 169
44 86
45 208
46 73
47 128
48 259
49 139
50 407
51 76
52 89
53 60
54 58
55 491
56 34
57 38
58 18
59 59
60 88
61 307
62 121
63 205
64 223
65 135
66 108
67 23
68 87
69 16
70 539
71 84
72 93
73 33
74 39
75 45
76 144
77 167
78 90
79 73
80 83
81 84
82 56
83 39
84 52
85 49
86 51
87 59
88 135
89 75
90 49
91 57
92 607
93 126
94 86
95 164
96 38
97 124
98 326
99 63

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 3
1 7
2 0
3 3
4 0
5 0
6 3
7 2
8 1
9 0
10 1
11 46
12 3
13 1
14 17
15 0
16 0
17 0
18 2
19 10
20 6
21 1
22 1
23 0
24 6
25 7
26 0
27 2
28 2
29 3
30 0
31 9
32 8
33 2
34 11
35 0
36 6
37 2
38 11
39 7
40 3
41 0
42 0
43 2
44 1
45 4
46 1
47 6
48 1
49 0
50 3
51 0
52 31
53 10
54 7
55 1
56 2
57 2
58 1
59 3
60 1
61 1
62 2
63 4
64 0
65 0
66 6
67 0
68 1
69 0
70 13
71 4
72 0
73 0
74 0
75 4
76 13
77 0
78 65
79 0
80 4
81 14
82 1
83 29
84 0
85 0
86 26
87 20
88 0
89 1
90 14
91 2
92 0
93 2
94 3
95 6
96 4
97 1
98 2
99 1
100 0
101 25
102 0
103 2
104 14
105 5
106 0
107 4
108 4
109 28
110 2
111 0
112 0
113 4
114 0
115 2
116 2
117 3
118 1
119 18
120 0
121 0
122 41
123 0
124 0
125 2
126 34
127 23
128 0
129 21
130 9
131 3
132 0
133 46
134 8
135 4
136 9
137 5
138 6
139 18
140 0
141 0
142 9
143 1
144 0
145 8
146 1
147 1
148 2
149 1
150 1
151 1
152 3
153 11
154 0
155 2
156 0
157 4
158 0
159 18
160 11
161 0
162 3
163 1
164 1
165 11
166 1
167 0
168 0
169 0
170 1
171 0
172 2
173 3
174 3
175 6
176 5
177 4
178 5
179 1
180 0
181 0
182 2
183 7
184 18
185 2
186 7
187 1
188 128
189 0
190 0
191 0
192 3
193 17
194 0
195 4
196 0
197 6
198 0
199 5